Mitmach-Mittwoch

Am Mitmach-Mittwoch steht ein ausgewähltes Objekt aus der Sammlung des Stadtmuseums im Mittelpunkt. Was macht dieses Stück so besonders? Woher stammt es? Und welche Geschichte steckt dahinter? – Diesen und weiteren interessanten Fragen ist das Museumsteam auf der Spur und stellt Fakten und Hintergründe anschaulich dar. Dazu passende Quiz-Aufgaben, Spiele oder Basteleien regen zusätzlich die Kopf- und Handarbeit von Groß und Klein an.

Mitmach-Mittwoch 27.05.2020

Mundschutz vor 435 Jahren

Nach einigen Wochen Corona-Pause hat das Stadtmuseum Kaiserslautern wieder geöffnet. Und wartet gleich mit einer sensationellen Entdeckung auf! – Eine bislang eher unbeachtet gebliebene Druckgrafik in der Dauerausstellung gewinnt mit Blick auf die nun geltende Maskenpflicht an Aktualität. Die Rede ist von einem alten Holzschnitt von 1585/1586, der eine Frau mit Mundschutz zeigt. Damals als Kinnbinde das Beiwerk der Tracht „eins Burgers Weib zu Heidelberg“, heute notwendiger Bestandteil unserer Garderobe im öffentlichen Raum.

Das Blatt entstammt eigentlich einem Buch mit dem wunderbaren Titel „Im Frauwenzimmer. Wirt vermeldt von allerley schönen Kleidungen vnnd Trachten der Weiber“. Im Museum sind noch zwei weitere Darstellungen dieses Bandes ausgestellt – „Ein Pfälzische Edelfrauw“ und „Ein Speierische Frauw“, die einen Vergleich regionaltypischer „Aufputze“ ermöglichen. Zumal der Urheber der Holzschnitte, Jost Amman (1539-1591), auf eine naturgetreue und detaillierte Wiedergabe Wert legte. So sind die Werke des Künstlers, der damit auch zahlreiche andere lexikalisch angelegte Bücher – z. B. über Handwerker, Kräuter oder Wappen – bestückte, zugleich von kulturhistorischer Bedeutung.

Zurück zu unserer Dame mit Mundschutz, die „[g]ekleidet ist an jhrem Leib / Fein sauber vnnd doch erbarlich / Wie das in der Statt ist bräuchlich“. Zur standesgemäßen Kleidung gehört ein bodenlanges Kleid, unter dem sich ein Reifrock verbirgt. Dessen Glockenform steht im Kontrast zur betont schmalen Taille – eine Silhouette ganz nach dem Geschmack der so genannten Spanischen Mode. Vom dortigen Hof ausgehend, der von etwa 1550 bis 1620 großen politisch-wirtschaftlichen Einfluss ausübte, prägte dieser Stil die europäische Kostümgeschichte. Charakteristisch dafür sind auch die Puffärmel, die Kopfbedeckung – bestehend aus einer Kalotte (Unterhaube) mit Barett – sowie die an einem Gürtel befestigte Beuteltasche. Was sich darin wohl befindet? – Vielleicht Schmuck? Oder ein Ersatz-Mundschutz?

(Simone Holt)

Autor der Texte im Frauen-Trachtenbuch: Thrasibulus Torrentinus (Pseudonym für Conrad Lautenbach)

Abb.: Eins Burgers Weib zu Heidelberg, in: Im Frauwenzimmer. Wirt vermeldt von allerley schönen Kleidungen vund Trachten der Weiber (= Frauen-Trachtenbuch) […], Getruckt zu Franckfurt am Mayn in Verlegung Sigmund Feyrabends, 1586. Dauerausstellung des Stadtmuseums Kaiserslautern, Obergeschoss des Theodor-Zink-Museums. (Foto: S. Brück)

DIY: Rot, blau, kunterbunt?

Du hast die freie Farbwahl: Nimm Bunt- oder Filzstifte und male die Kleidung inklusive Mundschutz der Frau an!

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